(Kulturarbeit ist in Europa leider ein weites Feld...)
einstweilige Verfügung des Landgerichtes Berlin vom 23.03.2012
TACHELES WIEDER OFFEN - KÜNSTLER LASSEN ZWANGSVERWALTER SCHWEMER, TITZ UND TÖTTER RÄUMEN
TACHELES IST OFFEN nicht jedem gefällt das, aber viele haben zu dem Thema nach wie vor was zu sagen auch wenn es manchmal eher verwirrend ist. In diesem Sinne hier ein Teil des Tagesspiegelartikels vom 27.03.2012 als Einstieg zu Kommentar und Analyse. Vorne weg sei noch bemerkt, dass der Artikel eher die Züge eines Flickwerkes trägt das schnell zusammengeschustert werden musste um den Erfolg der Künste an der Oranienburgerstrasse zu relativieren...
Zitat Tagesspiegel vom 27.03.2012 .../Erst wurde geräumt, dann erklärte ein Gericht die Aktion für rechtswidrig
Die Zukunft des 25 000 Quadratmeter großen Areals an der Oranienburger Straße – von dem das Tacheles 1200 Quadratmetern ausmacht – bleibt unklar. Am Donnerstag hatte der Zwangsverwalter das Haus abgeriegelt und Räumungsklagen angedroht, am Freitag durfte nach einer einstweiligen Verfügung wieder geöffnet werden.....
Seit Jahren will es die HSH Nordbank, Gläubigerin der Fundus-Gruppe, der das Gelände bis 1998 gehörte, loswerden, doch Versteigerungstermine platzten. Nun soll laut HSH-Sprecherin Irina Dähne ein neuer Termin anberaumt werden. Der neue Eigentümer scheint intern allerdings bereits bekannt zu sein. Er werde das Tacheles wieder der Kunstszene zuführen, sagte Zwangsverwalter Holger Schwemer, und er habe in der Kunstszene schon „einiges bewirkt“. Namen wollte er ebenso wenig nennen wie die HSH und die Kulturverwaltung. Dort heißt es nur, man wolle das Tacheles „als Ort der Produktion und Präsentation von zeitgenössischer Kunst erhalten und dem Gebäude einen Neustart ermöglichen“, sagt Torsten Wöhlert, Sprecher von Kulturstaatssekretär André Schmitz. Eine kulturelle Nutzung des Gebäudes sei im Grundbuch verankert. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) – amtierender Kultursenator – sei nicht für das Tacheles verantwortlich, sagt sein Sprecher Richard Meng. Das Gelände sei in privatem Besitz.
In Kreisen von Politik und Immobilienwirtschaft fällt allerdings ein Name immer wieder: Harm Müller-Spreer, Investor des Spreedreiecks. Angeblich gibt es bereits Verhandlungen über die Nutzung mit der Kulturverwaltung, was diese bestreitet. Auch Müller-Spreer dementiert, sagt nur, dass das Grundstück interessant sei. Ein anderer Investor – Christian Krawinkel – bekundet sein Interesse offensiv, er plant auch das neue Einkaufszentrum an der O2-Arena. Als Interessenten werden Harald G. Huth, der das neue Einkaufszentrum am Leipziger Platz baut, und die Freiberger Holding gehandelt.
Im Tacheles hoffen sie nun auf einen Runden Tisch. Der Vorschlag kam von Monika Grütters (CDU), Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag. Das Tacheles stehe beispielhaft für die gesamte Straße, sagt Grütters, „die Kulturmeile Oranienburger Straße wird glattsaniert“. Der Senat müsse Investoren Vorgaben machen. Tacheles-Sprecherin Cerna wünscht den Übergang des Gebäudes in eine öffentliche Stiftung. Dann müsste das Haus aus dem Gelände herausgelöst werden, was weder bei Investoren noch bei Gläubigern gewünscht sei, sagte der Sprecher der Kulturverwaltung. Auch das Land würde das Haus nicht kaufen. (Zitat Ende)
Na dann, die HSH Nordbank will einen neuen Versteigerungstermin, der Zwangsverwalter Schwemer kennt aber schon den kunstsinnigen Investor vor öffentlicher Versteigerung. Die Kulturverwaltung will ENDLICH NACH 22 JAHREN IGNORANZ, das Kunsthaus „als Ort der Produktion und Präsentation von zeitgenössischer Kunst erhalten" (die zentrale Forderung des Tacheles seit 1990!). Der Sprecher vom Sekretär will aber dann den Neustart, der Sprecher vom Kultursenator aber meint dieser hätte gar nichts damit zu tun. Harm Müller-Spreer findet es interessant und nur die Frau Grütters scheint noch bei Sinnen mit ihrer Forderung nach einem Runden Tisch. Eine kulturelle Nutzung ist auch nicht im Grundbuch zu finden, aber das Abgeordnetenhaus hat die kulturelle Nutzung des Gebäudes in den frühen 90ern beschlossen, dies bedeutet aber gar nichts, auch Event-Gastronomie ist eine kulturelle Nutzung.
NA ALLES KLAR
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HIER EIN NICHT VERÖFFENTLICHTER KOMMENTAR IM TAGESSPIEGEL:
Text wurde nicht veröffentlicht!
----- Original Message ----- From: "G
Sent: Thursday, March 29, 2012 2:27 PM
Subject: Leserbrief zum "Mini-Tacheles", Tagesspiegel
> Nachtigall, ick hör dir trapsen!
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> Zwischen den Zeilen gelesen: Kultursenator ist nicht verantwortlich - da das Kunsthaus Tacheles "privat" sei... (Nun, das ist schlichtweg falsch, der Gläubiger, die HSH Nordbank, ist eine staatliche Bank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, nebst ihrer Landesbank.) ABER nach einem "Neustart" soll das Haus seinem jetzigen Zweck zugeführt werden. Wie soll das konkret gehen? Wahrscheinlich ist, dass Berlin das Kunsthaus (nachdem es zwangsversteigert wird, der künftige Besitzer anscheinend schon feststeht, würg) anmietet, damit Herr Harm Müller-Spreer damit seinen Kaufpreis finanzieren kann. Dann gibt noch einen neuen bequemen Betreiber obendrauf, mit einem satten Finanzpolster ausgestattet.
>
> Den verbliebenden engagierten gemeinnützig-arbeitenden KünstlerInnen im Tacheles, die ohne einen müden Cent öffentlicher Förderung seit nunmehr 12 Jahren trocken gelegt wurden, denen man das Wasser abstellt und neuerdings sich gegen faschistoide Handlager eines vom Amtsgericht Mitte eingesetzten Zwangsverwalters erwehren müssen, werden mit diesem Artikel verhöhnt.
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> Kleiner Rat an die standhaften Künster im Tacheles: Lass Euch auch bestechen und macht viele Mini-Tacheles auf. Stellt Euch sodann morgens vor den Spiegel und sagt: Ich kenne Dich zwar nicht, aber ich wasch Dich trotzdem!
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