(Bild: eine vom Steuerzahler gerettete Landesbank, läßt von der Hamburger Anwaltskanzlei Schwemer, Titz und Tötter weissrussische Dissidentenkunst ohne rechtsgültiges Urteil beschlagnahmen...)
Berlin, 8.12.2011
- Tacheles Konflikt eskaliert, HSH Nordbank lässt weißrussischen Künstler ohne gültiges gerichtliches Urteil räumen und "klaut" seine Kunstwerke
Die im Kunsthaus Tacheles gelegenen Räumlichkeiten mit der Ausstellung des weißrussischen Künstlers Alexander Rodin wurden gestern Vormittag im Auftrag der Anwaltskanzlei Schwemer Titz & Tötter aufgebrochen. Mehr als dreißig gewaltbereite, schwarz gekleidete Security-Männer stemmten die Tür im fünften Geschoss des Hauses auf und zwangen die dort arbeitenden Künstler zum Verlassen der Ausstellungsflächen. Die Räume wurden von der im Auftrag der HSH Nordbank handelnden Kanzlei samt den dort ausgestellten Kunstwerken in Besitz genommen und werden seitdem von einer Security-Firma bewacht.
Alexander Rodin gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Weißrusslands. Er verließ sein Heimatland, in dem er nicht frei arbeiten konnte, und kam ins Berliner Kunsthaus Tacheles, um seine Kunst fern ab von jeglichen Repressionen ausführen und präsentieren zu können. Seit zehn Jahren organisiert er in Zusammenarbeit mit dem Tacheles und mit Unterstützung des Goethe Instituts einen weit reichenden Kulturaustausch zwischen Weißrussland und Berlin, der für die unabhängige weißrussische Künstlerszene von größter Bedeutung ist.
Genau eine Woche vor der Präsentation seines beim renommierten Kunstverlag Hatje Cantz erschienenen Buches (http://www.hatjecantz.de/controller.php?cmd=detail&titzif=00003272 ) wurden fast alle Werke des 64-jährigen Künstlers faktisch entwendet. Trotz dieser Umstände wird die offizielle Buchpräsentation, wie geplant, am Donnerstag, den 15. 12., 18:00 – 20:00 Uhr, im Goldenen Saal (1.OG) des Kunsthauses in Anwesenheit des Künstlers stattfinden.
Beim Vorgehen der Anwaltskanzlei Schwemer Titz & Tötter handelt es sich um einen weiteren zwielichtigen Schritt zur kalten Räumung des Kunsthauses Tacheles. Bereits einen Tag nach der Einnahme der Ausstellungsräumlichkeiten regt sich ein breiter Protest gegen das kriminell anmutende Vorgehen im Auftrag einer deutschen (Pleite)Landesbank.
Auch bedeutende Berliner Künstler aus dem Klassikbereich zeigen diese Woche ihre Solidarität mit dem Kunsthaus Tacheles. Unter Mitwirkung u.a. des 1.Geigers der unter Chefdirigent Daniel Barenboim spielenden Staatskapelle Berlin wird am Samstag um 20 Uhr im Goldenen Saal des Hauses ein unter dem Motto "Klassik supports Tacheles" stehendes Konzert mit Klarinettenquintetten von Brahms und Golijov aufgeführt.
Pressekontakt:
Linda Cerna (0151 25699371 | office@tacheles.de)
Martin Reiter (0163 1565916)
DIE (FINANZ/POLIT)GESCHICHTE RUND UM DAS TACHELES GELÄNDE
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