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Mittwoch, 30. Mai 2018
Brief an die Kanzlerin
(Bild: Datensteuer ist Quatsch - Maschinensteuer ist Zukunft.)
Sehr geehrte Frau Bundeskanzler
Ich habe mir bezüglich der neuen europäischen Datenschutzverordnung einige Gedanken gemacht, die ich Ihnen gerne mitteilen möchte. Um das Folgende anschaulich zu unterlegen, habe ich in ca. eineinhalb Minuten ein "Licht"-Profil ihrer Person erstellt. Zur Gänze legal und unter Zuhilfenahme einer bekannten Suchmaschine, enthält das Profil alle wichtigen Daten zu Ihrem Wohnort, Alter, Ausbildung, Verwandtschaftsverhältnissen und vieles mehr.
Es ist selbstredend einfach, von Ihnen als öffentliche Person, im Rahmen der geltenden Datenschutzbestimmungen, ein Profil zu erstellen. Die zu den Presseartikeln und Wikipädia führenden Links zu Personen aus Ihrem beruflichen und privaten Umfeld, würden es auch einfach, ohne jedwede Programmierer- oder "Hackerkenntnisse", machen, Schattenprofile dieses Personenkreises zu erstellen.
Das DSVGo ist ein zahnloser Tiger, was den Datenschutz anbelangt. Auch ist es grundfalsch, den Nutzern von Internetdiensten, Telefonkunden, der deutschen Post und vielerlei Institutionen und Unternehmen mehr, vorzugaukeln sie hätten Kontrolle über ihre persönlichen Daten. Ganz abgesehen von Nachrichtendiensten, Polizeidienststellen und dem Verfassungsschutz, niemand kann wissen welche Informationen und Daten wie gesammelt und verarbeitet bzw. interpretiert oder auch fehlinterpretiert werden.
Selbst Sie, als Bundeskanzlerin Deutschlands, können nicht-wirklich in die Datenbanken des BND, des deutschen Verfassungsschutzes oder auch nur der Banken und Finanzunternehmen Einsicht nehmen. Insofern bedeutet das neue DSVGo nicht weniger als einen Wettbewerbsnachteil für IT-Unternehmen in der EU und eine Irreführung der Nutzer elektronischer Dienste.
Ich bin derzeit als künstlerischer bzw. wissenschaftlicher Assistent an einem IT-Institut teilbeschäftigt. Zur Zeit halten wir an diesem Institut ein Seminar für Bachelor- und Masterstudenten ab, das sich mit Computerspielen beschäftigt. Außerhalb des Netzes arbeiten die Studenten an "übergriffigen Computerspielen". Dabei handelt es sich um Spielesoftware(-Simulationen) die den User überwachen, ausspionieren und beeinflussen können.
Kernanliegen dieses Seminares ist es, den zukünftigen IT Fachleuten, ethische, moralische und soziale Fragestellungen im Zusammenhang mit Computertechnologie im weitesten Sinne zu liefern, um so die Gefahren einer hyperschnellen aber zu unscharfen, ja unkontrollierbaren Kommunikationstechnologie aufzuzeigen.
Gerne können wir Ihnen ein paar Projekte präsentieren, um die wunderbaren aber auch gefährlichen IT Möglichkeiten von Seiten der Technik einmal abseits der Märkte zu beleuchten.
Im Nachgang erlaube ich mir noch zu erwähnen, dass die von Ihnen vor ein paar Tagen angedachte "Datensteuer" letztlich auch nur den IT-Unternehmen Deutschlands bzw. der EU, sollte diese Ihre Idee übernehmen wollen, schaden würde.
Zielführender wäre die Idee einer Maschinensteuer für Automatisation. Berechnet nach dem Volumen der technischen Anlagen.
Der Bankomat, der Serverpark, die automatische Fertigungsanlage, bis hin zum Fahrkartenautomaten und der automatischen Supermarktkasse sollten mit einer Steuer belegt werden. Dann wären genug Mittel vorhanden, wieder in die Infrastruktur Deutschlands und die Zukunft der Jugend zu investieren.
Mit freundlichen Grüßen und in Erwartung Ihrer Einladung
Martin L. Reiter
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