offener Brief an die Berliner Politik
Anbei der offene Brief an die Berliner Politik, wenn Ihr dieses Anliegen unterstützen wollt - mailt das Schreiben, vielleicht mit Eurem Kommentar versehen an diese Mailadressen:
alice.stroever@gruene-fraktion-berlin.de,
Kult@parlament-berlin.de,
christian.hanke@ba-mitte.verwalt-berlin.de,
der-regierende-buergermeister@senatskanzlei.Berlin.de, klaus.wowereit@spd.de
andre.schmitz@kultur.berlin.de,
renate.kuenast@bundestag.de,
Brigitte.Lange@spd.parlament-berlin.de,
braun@cdu-fraktion.berlin.de,
brauer@linksfraktion-berlin.de,
office@tacheles.de
-vielen Dank für Eure Hilfe!
und hier der Brief
Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
erlauben Sie mir eine kleine Einlassung zur Kunsthallendiskussion.
Vielleicht ist es an der Zeit, umzudenken und doch den Ankauf des Gesamtareals am Tacheles durch die Stadt Berlin zu fordern. Die aktuelle Diskussion um „junge“ Kunst und der kulturelle Kahlschlag in der Mitte Berlins sind Anlass genug, über neue und auch radikalere Strategien nachzudenken.
Wenn Berlin das Grundstück erwirbt und mit dem „Know How“ der ansässigen Kunstszene über eine zeitgenössische Kunsthalle hinaus entwickelt, wird dies nicht nur den Effekt „einer Stadt für Alle“ haben, sondern auch ein innovativer Schritt in eine Zukunft sein, die wieder mehr Gemeinwesen und Kultur anstatt Konkurrenzgesellschaft und hohle Dekorationskunst beinhaltet.
Vor dem Hintergrund der absehbaren Schließung des Kunsthauses Tacheles grenzt die Diskussion um die Kunsthalle und die KünstlerInnen in Berlin an aktionistisch-zynisches Politiktheater. Nichts gegen Kuratorenkunst, aber hilfloses Namedropping alleine ist zu wenig. Die in den Medien kolportierten Kosten sind pure Steuermittelverschwendung, für die KünstlerInnen ist die Ausschreibungsprozedur schlichtweg entwürdigend. Sehr geehrte Damen und Herren, zuerst das Kunstwerk – dann die Kuratoren und dann das Publikum, eine andere Reihenfolge ist Betrug an der Kunst und am Publikum.
Retten Sie die kreative Mitte Berlins, am Tacheles haben Sie bereits eine Kunsthalle, die weltweit ihresgleichen sucht. Ein temporärer Kunstraum, der als wanderndes Haus zwischen Tacheles Quartier und Humboldthafen hin und her pendelt, wäre auch keinerlei Schwierigkeit und obendrein eine Attraktion, die keine Stadt sonst vorzuweisen hat.
Wo ein politischer Wille ist, ist immer auch ein finanztechnischer Weg.
In diesem Sinne erlaube ich mir Ihnen den Katalog zur Ausstellung Neuköllnimport beizulegen, in dem Sie einen kleinen Einblick in das tatsächlich kreative Berlin erhalten können.
Außerdem ist noch die Erklärung des Vorsitzenden des bbk berlin Herbert Mondry vom 21.04.2010 beigefügt, der die Kunstquartier-Idee am Tacheles als erster in der Öffentlichkeit formulierte. Diesen Forderungen schließt sich das Kunsthaus Tacheles voll inhaltlich an. Ich bitte Sie, die obigen Argumente zu überdenken, das Tacheles zu retten und für die Stadt Berlin einfach schlicht und ergreifend ein gutes Geschäft zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Reiter
(Kunsthaus Tacheles) Berlin im Dezember 2010
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