(Bild: typische kleine Männer in ihren SUVs in neufreiheitlicher Eintracht.)
Die ewigen Kinder der pervertierten Märkte
Das Problem ist einfach, die Menschen verharren mittlerweile in ihrer Kindheit bzw. Pubertät. Die konsumfaschistische Wirklichkeit macht aus den Individuen eine Art Marktsoldaten, Einkaufen als Kampf, Konsum als Arbeit.
Die Erwachsenen dieser Gesellschaftsform nutzen Dummheit und Ignoranz als Überlebensstrategie und Ausrede. Wie bei ca.6 bis ca.16-Jährigen ist das Ego durchwegs der hauptsächliche Wahrnehmungshorizont, bei Kindern wird dies durch die Eltern abgedämpft, diese sind quasi in das kindliche Ego mit integriert. Bei erwachsenen dauerpubertierenden Konsumsoldaten aber gibt es diese Eltern als Regulativ nicht. Bei den großen Konsumkindern ist das eigene krankhaft übesteigerte Ich-Gefühl die einsame alleinige Wahrnehmungsbühne. Aus der Frustration über "das Nichtmitspielen" der vielen Anderen, die auch in dieser tödlichen Dauerkindheit gefangen sind, ergibt sich eine permanente Unzufriedenheit, die wiederum mit mehr Konsum bekämpft wird. Die vermeintliche Freiheit der Märkte ist die Basis aller Unzufriedenheit, diese falsche Freiheit braucht das Unglück als Akkumulationsmedium.
Trotz Massenmord im Computerspiel oder im Grossleinwand-3D-Kino, trotz sexueller Aufladung von allem und jedem mittels Alltagsporno in Werbung und geschwollenen Automobilen in Billigluxusstädten, kann dieses pubertäre narzisstische Unglücklichsein nicht beendet werden. Noch mehr mit scheinbaren Glück aufgeladene Fetische müssen verkonsumiert werden ohne je wirklich zu befriedigen. Diese klassische Suchtkonstellation in ihrer ganzen destruktiven Qualität wird in unserer Gesellschaft "freier Markt" genannt. Die Aufmerksamkeitsstörungen, die in der frühen Entwicklung des Menschen durchaus ihren pädagogisch-biologischen Zweck haben, werden in der erwachsenen Konsumfaschistenwelt zum alles umfassenden Problem. Anders dargestellt, wenn der 70 jährige Universitätsprofessor mit Schlägerbrille eine Straftat von Gewalttätern initieirt, um seine persönlichen Gefühle, egal welcher Art, zu befriedigen, dann ist eine vernünftige Zivilisation nicht mehr möglich.
Der natürliche Wettbewerb, wie wir ihn aus dem Tierreich kennen, wird so auf die menschliche Gesellschaft zurück übertragen. Der Rückschritt dieser Entwicklung geht über Jahrhunderte. Zwischen mörderischen, mit religiösen Psychosen infizierten Kreuzrittern, die Menschen schlachtend gegen Süden zogen und mörderischen Konzernen die marktreligiöse Psychosen nutzend, ganze Gesellschaftsschichten global vernichten, ist nur ein einziger Unterschied: Die Opferzahlen sind heute höher und das Leid ist, medial aufbereitet, noch einmal an die Konsumkinder verkaufbar. Der Markt des authentischen, echten Leidens und Sterbens war noch nie so groß. Dem müssen wir als Menschen Widerstand entgegen setzen, wollen wir nicht selbst zu kranken, wahnsinnigen Kindern verkommen. Demokratie hat nichts mit "jeder darf" zu tun, sie ist auch keine Neidmechanik, die dem Gefühl "Hauptsache die anderen haben nicht mehr wie ich" gehorcht. Genau wie bei der Freiheit, geht es erst einmal um Gerechtigkeit und die kann man nicht kaufen, auch wenn die Rechtsanwaltsindustrie unserer Tage Gegenteiliges suggeriert.
Wie wäre zur Abwechslung einmal mit erwachsen werden, Denkversuche wagen, die SUVs wegschmeißen, Blondierung auswachsen lassen und einfach nur glücklich sein.
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