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Dienstag, 22. November 2016
Wenn der Kurator den Künstler frisst und auf den Inhalt pisst...
(Bild: Anselm Kiefer fliegt mit oder ohne Kuratoren...kein Problem)
Die Direktorin des Museum Ludwig, Reifenscheid, wehrt sich gegen Vorwürfe des Künstlers Anselm Kiefer. Reifenscheid sagte dem Südwestrundfunk, es müsse möglich sein, eine Ausstellung auch ohne Beteiligung des Künstlers zu realisieren.
Gegen den Willen von Anselm Kiefer war am Samstag in Peking eine Ausstellung mit seinen Werken eröffnet worden, darunter auch Leihgaben aus Koblenz. Kiefer hatte erklärt, er habe erst aus Presseberichten von dem Projekt erfahren, man habe ihn behandelt wie einen Toten. Die Pekinger Ausstellung ist die erste mit Werken von Kiefer in China. Er gilt dort neben Gerhard Richter als beliebtester deutscher Künstler.
...? Es müsste auch möglich sein, ein Kunstwerk ohne Beteiligung eines Künstlers zu schöpfen und zu verkaufen. Der nächste logische Schritt wäre dann, die Selbstabschaffung des Kuratorenunwesens und der ewige oberflächliche Simulationsprozess "einer Kunst für den einen Markt" des "vergangenen Kunst(hand)werkes" - wie sich das der Retro-Großbürgerphantast so vorstellen mag. Jeglicher Diskurs erstickt in postzivilisatorischem Auflösungsgulasch und altfreiheitlicher Eventhysterie.
Der Kulturvernichter-Gang aus dem K-Management und dem Reich der Markt-Kuratoren, der Kulturkampftruppe, des im Scheitern begriffenen neoliberalen Putsches, geht die Luft aus. Sie finden sich als Werbebelästigung im Facebook der Kunstsoldaten wieder und verwerten vor dem Untergang noch einmal alles, jedes und den Rest, der dann auch noch irgendwie zur kulturellen Leistung hochstilisiert wird, egal ob es dummdreistes Herumgehüpfe oder von jeglichem Inhalt befreite Performance zur Unmöglichkeit von Performance ist. Da wird das Sprechtheater zum billigen Eventschuppen zerrgewaltigt und eine selbsternannte, altfaderische Coolness-Truppe erklärt dies zu modernem Vor-Schritt, obwohl es sich nur um einen durchsichtigen Schlag gegen die Geistesarbeit und für sinnentleerte Geschäftemacherei mit pseudokulturellem Anstrich, handelt. Kunst als Konsummaschine und Werbeaufkleber im nationalsozialkonservativen Standortkrieg. Kunst und Konsum ist schon in Ordnung - Kunstzuhälterei aber nicht.
Der Streit um die Berliner Volksbühne zeigt, wie die kranke Kulturkampfwalze der altgewordenen, neoliberalen Kulturmanager so aussieht. Mit lauten Ruf nach Demokratie und Freiheit, (Schelm ist - wem das an das neurechte Gesabbere von Grünenhassern bis Retro-Nazis erinnert) wird einfach eine ganze Kunstgattung z.B. "als nicht zeitgemäß" diffamiert, dubioses Neues wird gefordert, am allerwichtigsten im Anschluss - die Budgets aus den Steuertöpfen bei schicken Abendessen klargemacht, und schon wird aus einer Bühne ein Eventschuppen konsumistischer Beliebigkeiten, der jeglichen tatsächlichen, kreativen und politischen Biss erst wieder hart erkämpfen muss. Kritik an Gesellschaft oder gar neue Perspektiven sind somit verhindert, der Dorian Grey eines überkommenen Systems kann bis zum endgültigen Zerfall weiterfaulen. Der imaginierte Endzeitkapitalismus einer Pseudopostmoderne, pisst auf die Kunst, was soll er auch sonst tun, niemand hört gerne die Reden zu den eigenen Ablebensfeierlichkeit.
***************************************************************************** Wenn Angst und Bösartigkeit zur Vernunft wird, ist Widerstand Pflicht.
Rinks und Lechts - ist nicht die Frage.
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