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Mittwoch, 12. März 2014

KRIMskrams


(Bild: Ukrainische Disco nach der Demokratisierung laut westeuropäischen Vorbild)

Böse Russen, gute Oligarchen, faschistische Demonstranten, korrumpierte Korrupte, Osama-bin-Ladenbart tragende Popen, dummdreiste EU-Politclowns, grüne Besserwisser und Propagandaschmierfinken dort wie da, Europa ist zurück in einer Zukunft die schon einmal, im 20 Jahrhundert, schiefgelaufen ist. Diesmal ist die Krim der Zankapfel der EU- Erweiterung rund um den Globus. Frei nach der Losung: "Heute gehört uns Griechenland (gerne kann man noch andere EU-Länder einfügen ganz nach Gusto...), morgen die ganze Welt" knabbert sich die Deutsch-EU im Verband mit der NATO ostwärts, die Ungarn machen Schule, im Sinne von: ehemalige Ostblockländer sind dann eben doch die besseren Faschisten zur Sicherung unserer Konsumwelt. Wie gewohnt zielsicher und mörderisch zündeten die EU-Westler einen neuen Brandsatz, diesmal in der Ukraine inklusive Erweiterungsoption Richtung Moldavien und Georgien. Lybien, Syrien, Ägypten, Mali, Balkankriege - ein Ring aus rauchenden Trümmern umschließt mittlerweile die Gier-Union des untergehenden Eurozentrismus. Aber die Party des verwertenden Todes geht weiter und der Oligarchen-Zar Putin spielt da doch gerne mit.

Es gibt zuwenig vertrauenswürdige Informationen um einen seriösen Kommentar ausfließen zu lassen, alles was in den vergangenen Wochen geschrieben, gevideoblogt und an oraler Inkontinenz abgesondert wurde, ist entweder Propaganda oder autosuggestives "Ich bin in der Mitte und darum sage ich viel, obwohl ich gar nichts wirklich meine..." bzw. Cargo-Kult ähnliches Beschwörungstheater. In einer Hauptstadt haben die Menschen rebelliert, nichts wirklich Neues. Die Regierung war korrupt und menschenverachtend, wie Regierungen nun mal so sind, dort offener hier verdeckter, das kommt auf das jeweilige Bruttonationalprodukt und die damit einhergehenden sozialen Strukturen an. Faschisten hauen drauf, na was sonst, nicht nur dort sondern auch hier. Ausländische Politiker unterstützen die Rebellion, na logo wenn es im Osten was zu holen gibt, von Kiew nach Wolgograd sind es nur 1025 km, vielleicht kommt man so doch noch zum Öl, obendrein ist eine Kornkammer auch nicht zu verachten.

Seit dem 18 Jahrhundert ist die Krim russisch, zwischenzeitlich hat Chruschtschow 1954 die Halbinsel der Ukraine geschenkt, war ja sowieso Sowjetreich, die Schwarzmeerflotte blieb dort auch nach dem Zerfall der UDSSR. Die Mehrheiten auf der "Festung" (Festung=Krim aus dem Mongolischen, die haben die Halbinsel auch gemocht...ist ja auch schön dort) ist heute russisch und diese Russen haben ja auch ein Selbstbestimmungsrecht. Ob die Ukraine wirklich zur EU will oder nicht, ist nicht eruierbar, ukrainisch stammelnde Boxer und Oligarchen mit Westverträgen allemal - es kann auch sein, dass russisch stammelnde Ringer und Oligarchen mit Ostverträgen lieber zu Russland tendieren. Warum nicht weiter zurück in der Zeit, die Krim den Venezianern, Moskau wird wieder mongolisch und die Amerikaner werden von den kläglichen Resten der Ureinwohner in den Atlantik entsorgt? Warum überhaupt in der Zeit zurück, jeder Halbschuhdespot beruft sich ja auf geschichtliche Wurzeln, warum nicht vor in der Zeit, so in Richtung Nationalstaatsdenken und Religion sind obsolet und dergleichen?

Warum hat die EU dieser Uneindeutigkeit nicht Rechnung getragen? Warum konnte die Ukraine nicht ein Assoziierungsabkommen mit der EU und eine Zollunion mit Russland eingehen? Warum hat nicht ein europäischer Politiker in ein Geschichtsbuch geblickt und einen Denkversuch unternommen? Was sind also die wirklichen Motive der Westeuropäer und ihrer amerikanischen Insel-Alt-Europäer den USA? "Serbien muss sterbien", hieß es vor hundert Jahren. Soll das nun für Russland gelten? Erleben wir ein letztes Formel-1-Rennen der abgehalfterten Imperien? Oder geht es einfach nur um Waffen, Öl, Gas, Nutten und Geld? Wollen wir die Restwelt anzünden, um uns selbst wohler zu fühlen und mit dem Elend der anderen noch gute Geschäfte zu machen? Geht es im 21 Jahrhundert darum, die Menschen im Religions- und Nationalwahn zu vereinzeln, um sie dem Diktat der freien Märkte besser unterwerfen zu können?

Antworten auf diese Fragen sind unmöglich, der Verlauf des weiteren Geschehens wird Klarheiten generieren. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Kriegsrhetorik des vergangenen Jahrhunderts nicht vorbei ist. Der Verdacht, dass eine Wettbewerbsgesellschaft nur eine Form von latentem Bürgerkrieg darstellt verdichtet sich weiter. Das Paradoxon, dass die Welt zerfällt, obwohl alle nur die gleichen Autos und Handys von den gleichen Herstellern haben wollen, ist keines. Es ist die uralte Geschichte des Raubes der schönen Helena, "pfeif auf die Trojaner, Hauptsache mein Eigentum bleibt unangetastet, und weil wir schon dabei sind, holen wir uns gleich noch mehr". Die Russen werden die Krim nicht aufgeben, die Halbinsel wird ein eigener Staat oder Ähnliches, die Europäer können dagegen fast nichts tun, außer den ganzen KRIMskrams anzuzünden und damit noch mehr Katastrophen auszulösen. Die Doppelzüngigkeit der USA und ihrer Europäer ist unerträglich, insofern sind sich die Russen und "wir Europäer" dann doch mehr als einig, vielleicht sollte man diese gemeinsame Schlechtigkeit nutzen, um in einträchtiger Ablehnung des Anderen zu entdecken, dass Hass nur Liebe mit Nachbrenner ist. Außer es geht um Energie und dergleichen, dann kann man dem Osten wohl nicht verübeln, dass er seine Optionen sichert, ebenso wie unsere Kriegshetzer die ihren.


(Bild: Nachdem die Polizei in Berlin erfolglos versuchte die Demonstranten auf dem Pariser Platz zu räumen, flüchtete die Regierung und der Bundespräsident nach London - soviel zu mehr Verantwortung in der Welt)

Die neuen Fragen lauten: Wird die EU in Schottland intervenieren, wenn sich die Kiltträger von Großbritannien verabschieden? Wird die EU sich selbst boykottieren, wenn Spanien zerfällt? Wird die EU eine Mauer bauen, wenn Wien in die Grenzen von 1913 zurückkehren will? Wird Polen wiedereinmal zwischen Mig29 und F16 zerrissen? Und wer versorgt eigentlich alle mit Waffen, wenn jeder seinen oder ihren eigenen Staat ausruft?


Das elektronisch-verblödete Volk ist beschäftigt, während ein TTIP Freihandels-Abkommen die zivilisatorischen Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts relativiert und das Gas weiter über die Ukraine nach Deutsch-Europa strömt. Insofern, Geld stinkt nicht und mit Sanktionen drohen fällt günstigstenfalls unter darstellende Kunst. Auch Kuba hat schon den USA gedroht - Mensch, was haben wir gelacht. Die Sanktionen des Westens werden auf ihn selbst zurückfallen, 0 Daimler für böse Russen ist 0 Kohle für böse Autobauer. Nachdem das Kanzler Merkel militärisches Eingreifen in ihrer Regierungserklärung aussschloss, ist Grund zur Sorge angesagt, denn niemand hat das Kanzler gefragt. Energiekriege sind keine Lösung, die offene Despotie Putins und der verdeckte Konsumfaschismus des Westens auch nicht.

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