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Dienstag, 31. Mai 2011

Kunsthalle zu Berlin - Episode 2

CAM in Venedig.....


von "Based in Berlin" getötetes Ateliergebäude (Foto) - DIE KUNST ALS ABRISSBIRNE

Die Leistungsschau der jungen Berliner Kunst steht unmittelbar bevor, die öffentliche Kritik am Terminus "Leistungsschau" führte zur Namensänderung "Based in Berlin", und wie es im postdemokratischen Zeitalter so üblich ist, war dies die ganze Reaktion auf die doch vehemente Ablehnung der Ausstellung durch Künstler und Publikum. Die 1,6 Millionen Euro Verschwendung für eine schlichte Idee einer hilf- und geistlosen Politik wird durchgezogen ohne Rücksicht auf Kunst, Publikum und Inhalte.

Eigentlich will diese Ausstellung niemand mehr, aber in althergebrachter Ehre und treue Manier muss die Peinlichkeit in ihrer ganzen anachronistischen Pracht stattfinden. Wir dürfen uns wieder einmal auf heruntergekommene Ausstellungsräume und Gerüstbauästhetik freuen, die langweilige temporäre Berliner Dachlatten-Provisoriums-Ruinen-Architektur, geboren aus Wende und Not, wird ein weiteres Mal bemüht.

Der am eigenen Kleinbürgerlichen und Drogen gescheiterten "Sub"kultur werden unglaubwürdige Hymnen gesungen, und dem neufreiheitlichen Kulturmanagement fällt nichts anderes mehr ein, als die Inszenierung von Einfallslosigkeit als plakativer Widerstandsakt.

Das ist "Kunst von Oben" - der Bürgermeister-Imperator hat gesprochen, die Kuratoren kuschen, schleimen und vollstrecken - die Kreativität, und damit reden wir hier noch nicht einmal von Kunst, wird ausradiert und getötet. Diese Wohlverhaltenskunst ist dann nur mehr Staffage und bestenfalls Dekoration, die künstlich aufgeregten zeitgenössischen Empörungswerke sind ekelige Anbiederungen an längst vergangenes Sozialstaatsdenken oder besser formuliert an obsolete Nationalstaatlichkeit und die manipulative, ungerechte, parlamentarische Demokratie.

Die Tatsächlichkeit aber spricht andere Sprachen, da helfen auch junge, frisch eingekaufte Kuratoren wenig bis gar nichts. Berlin ist nicht Shanghai, Europa wird zu Westasien, und das ist gut so. Die schrecklich verlogenen Wirtschaftswunder unserer Tage sind nicht durch junge Künstler zu übertünchen, auch wenn man ihnen die Haut abzöge und diese über dem ganzen Lügengebäude aufspannen würde.

"Based in Berlin" ist gescheitert bevor es begonnen hat, dies war schon der Namensgebung immanent, "Based at Berlin" wäre richtig, alles andere ist Degeneration. Das Verwerflichste und gleichzeitig Interessanteste aber ist das Faktum, dass diese Ausstellung dazu benutzt wird, die Atelierhäuser im Monbijoupark abzureißen. Das inszenierte Graffiti- und Gegenkultur-Spektakel dient dem Reinemachen und Ausmerzen im totalitärsten aller Sinne, das genaue Gegenteil der öffentlich bekundeten Absicht dieser Schau wird damit transparent. Nicht die Kunst steht im Mittelpunkt, sondern ein perverser, kleinbürgerlich-verkommener Kulturbegriff soll hier hochgehalten werden. Kunst als Abrissbirne wäre aber nur dann legitim, wenn ein Führer damit gestürzt oder ein Tyrann damit erstochen würde.

Die gehasste, verachtete und von den Kulturbändigern (Managen wird von Pferdebändigen abgeleitet) mit aller Bos- und Dummheit bekämpfte tatsächliche Kunsthalle Berlins, das Kunsthaus Tacheles, aber feiert echte Erfolge in der zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung "CAM - They could live in Germany" im Tacheles, über die Probleme der süditalienischen Künstler mit der Mafia, wurde aufgrund der Präsentation und dem damit verbundenen Medienecho, in Italien und anderswo (das ist dann internationale Strahlkraft), zum Teil (die Installation von Antonio Manfredi) in die Biennale Venedig integriert.

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