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Dienstag, 19. November 2013
Berlin: Ende mit Legende, Tacheles für 200 Millionen zu haben...
(Bild: Tacheles Ruine um 200 Millionen Taler zu verkaufen, dutzende seriöse Investoren schlagen sich um weltberühmtes Ruinenensamble in der Mitte Berlins)
Medienberichten zur Folge will der ehemalige Investor rund um das ExTacheles in Berlin Mitte 200 Millionen Euro für das, unter Zwangsverwaltung der HSH Nordbank stehende, Grundstück von ca. 25 000m2 einnehmen. Obwohl das Gutachten seiner Gläubigerbank anlässlich der geplanten Zwangsversteigerung durch das Amtsgericht Mitte nur von 35 Millionen Verkehrswert ausgeht.
Die Presse übernimmt diese Meldung unhinterfragt, gleichwohl die 200-Millionen-Fantasie des bundesdeutschen Pleiteinvestors No:1 so nicht ganz stimmen kann. Bei 200 Millionen Kaufpreis und einer Gesamtbebauung des Areals wie im Bebauungsplan ausgewiesen würde dann der Quadratmeter Mietfläche (Grundstückskosten, Errichtungskosten, Altlastensanierungen, etc...) zwischen 8 000,- und 12 000,- Euro kosten. Im größten denkbaren Immobilienboom aller Zeiten wäre so ein Preis wirtschaftlicher Selbstmord und nicht am Markt erzielbar. Interessant daran, dass anscheinend kein Journalist einen Taschenrechner zur Hand hatte, um derlei Beschwörungsformeln einmal durchzurechnen. Selbst "dutzende" Interessenten aus Kasachstan, Saudi Arabien oder Gasprom-Land würden derlei Preisvorstellungen für die Brache am Rande der Mitte Berlins nicht bezahlen. Selbst diese Investoren setzen auf Wirtschaftlichkeit und realistische Renditenziele, auch wenn sie keine unmittelbaren übersteigerten Profitinteressen haben.
Warum also die 200 Millionen Meldung? War der RBB - Beitrag vom 29.10.2013 der Vater dieser Pressemeldung, weil man jetzt Bewegung in der Sache simulieren muss? Oder ist der gesamte "Tacheles-Komplex" nun nicht mehr in der Hand der Gläubigerin HSH Nordbank, sondern im Portfolio der Nachfolgerin der HSH Real Estate der HGA Real Estate? Und diese will gemeinsam mit dem klammen Investor ein "gutes" Geschäft über die Bühne bringen, ganz ohne Bankenaufsicht und staatsanwaltlicher Beobachtung? Kann es sein, dass Berliner Kulturpolitiker derlei Medientheater brauchen, weil es auf Bundesebene Bestrebungen gibt, die Causa Tacheles doch näher zu beleuchten? Überlegt nun das Bundesfinanzministerium die Rückabwicklung des für sie schiefgelaufenen Privatisierungsdeals in der Oranienburgerstrasse und ergeben sich die 200 Millionen Euro aus dem im Grundbuch eingetragenen Rückübertragungsanspruch von mehr als 220 Millionen DM zzgl. 18% Verzinsung? Will der Exinvestor Jagdfeld tatsächlich mit solcher Öffentlichkeitsarbeit "seriöse" Geldgeber auftreiben und das noch dazu im Dutzend, die dann noch bereit sind, in altruistischer Umnachtung, einen sechsmal höheren Kaufpreis zu berappen als im Verkehrswertgutachten ausgewiesen, obwohl dies gar nicht notwendig wäre?
Die Angelegenheit bleibt spannend und undurchsichtig. Einiges ist aber schon jetzt klar, hätte man tatsächlich zwölf seriöse Investoren bei der Hand, die hunderte Millionen für dieses Grundstück in Mittes Randlage auszugeben bereit wären, würde es nicht notwendig sein, dies vor Abschluss des "Deals" zu veröffentlichen. Würde noch immer ein Immobilienboom durch Berlin fegen, wäre nicht in jedem Haus eine Wohnung oder ein Laden zu verkaufen, die Stadt hätte dann tatsächlich schon an die 4 Millionen Einwohner und die Geschäfte würden brummen und nicht verwaist in der Gegend herumlungern. Quadratmeterpreise in der Größenordnung von 8 000 - 12 000 Euro sind eher kranke Fantasie als eine realistische Markteinschätzung, selbst bei echtem Boom und Wirtschaftswunder würde sich eine solche Investition erst in dutzenden Jahren, wenn überhaupt, rechnen. Dass die HSH Nordbank augenscheinlich nun doch die Bestechungsgelder für die Gastronome des ExTacheles bezahlt hat (Die Kritikdesign Red. glaubt immer noch das der ominöse Investor, der die "Ablösesumme" berappte, entweder Jagdfeld selbst oder Harms Müller Spreer war...) und dies ja nicht im Sinne der Finanzgebahrung einer Landesbank, die eher eine kriminelle Vereinigung zu sein scheint, sein kann. Auch ist es kein Grund zu übertriebenem Enthusiasmus feststellen zu müssen, dass die beliebige Berliner Medienlandschaft nicht fähig ist Grundrechenarten auf Taschencomputern auszuführen, obwohl davon auszugehen ist, dass jeder Reporter von seinem Smartphone beraten wird. Selbst die Spezialisten von Bloomberg haben für die 200 Millionen-Ente nur Spot und Hohn in petto: Zitat:.../Tacheles for sale! Just €200m to take over as Berlin's evil king of gentrification ...Zitat Ende.
Sollte aber der Autor dieses Artikels zur Gänze falsch liegen und tatsächlich eine Fussballmannschaft von naiven aber umso seriöseren Investoren das Gelände des ehemaligen Kunsthauses um 200 Millionen Euro kaufen, hieße dies - die Kunst an dieser Stelle hatte einen realen Wert von 165 Millionen Euro. Diesen Betrag hätte sich die Stadt Berlin und die Bundesrepublik Deutschland ganz in Echt entgehen lassen. Wie lange noch Privatisierungs-Kleptokratie müsste man sich dann fragen? Hurra wir sind 165 Millionen wert, dies ist der höchste jemals erzielte Preis für ein Kunstwerk noch lebender Künstler - wenn das mal keine schiefgehende PR-Aktion ist...wir werden sehen.
Kritikdesign ermittelt weiter...Ende mit Legende.
Mehr zu den tatsächlichen Umständen rund um Jagdfelds Geschäftemacherei unter "Euer Land wurde verschachert" (inkl. Grundbucheinträge, Firmengeflechte, Originaldokumente...)
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