(Bild: Kunsthaus Tacheles im August 2012-kurz vor der Schließung am 04.09.2012-Klartext reden wird verboten.)
RECHTSHILFE FÜR DAS KUNSTHAUS TACHELES
DR.Gregor Gysis Tachelesbriefe
Anfrage der Berliner Piraten an den Kultursenator
Anfrage der Linken im Bundestag zum Tacheles Skandal
"Wie uns die Zeiten verändern" (zur Zeit sehr beliebte Formulierung in schlichtbürgerlichen Pop-Medien wie Die Zeit, Die Welt und anderes anachronistisches Geschreibsel.) ist eine böswillige Verdrehung der Binsenweisheit. ".Das Sein bestimmt das Bewusstsein". Diese dreiste Verkehrung, die erstmal ironisch gemeint zu sein scheint, erfüllt für das Angstbürgertum aber faktisch das Bedürfnis nach vorauseilender Entschuldigung. Eine Ent-Schuldung noch vor begangener Tat. Eine zukünftige Ent-Schuldung nach dem absehbaren Erkennen der katastrophalen Tatsächlichkeiten des unmöglichen und destruktiven bürgerlichen Weltplanes eines freien Wirtschaftens. Nicht von ungefähr taucht dieser an Niederträchtigkeit nicht zu überbietende Merk- und Propagandasatz immer häufiger in den gleichgeschalteten Medien der Marktfreiheit auf.
Vorauseilende defakto Beweislastumkehr im juristischen Sinne, nicht wir verändern (schöpfen und schaffen) die Zeiten durch unser Tun mittels Techniken, Kriegen, systemischen Versuchen, Gier, Neid und derlei Menschlichen mehr. Nein - oh nein (ein Wunder) - die Zeiten verändern uns, einfach durch ihr schlichtes Stattfinden. Mörder, Betrüger, Finanzhaie und anderes Tätervolk sind nach dieser kruden Logik unschuldige Opfergruppen der Umstände. Aus dem planetenfressenden Konsumfaschisten, der auf angeschwollene Automobile und schimpansenkompatible Smartphones besteht, wird ein bedauernswertes Zeiten-Opfer, das gar nicht anders kann, als egomanisch auf seine mörderischen Freiheiten zu pochen, ohne Rücksicht auf Zukunft und Ressourcen. Das Verkonsumieren der Erde ist ein Auffressen der Welt, zugunsten einer Freiheit der Stärkeren bzw. der Unfreiheit einer schwächeren Mehrheit, das Gegenteil jeglichen demokratischen Ansatzes. Das Neofeudale unserer Zeiten ist von uns gemacht, verführte belogene Zinssklaven hoffen auf Aufstieg in die Sphären des wahren Geldadels, der aber weit abgegrenzter, kleiner und ungreifbarer ist als sein frühmittelalterliches Vorbild.
Der böse Bürger und der noch weit verwerflichere Geldadelige irrt in der Annahme, über Retrochick und faktisch faschistische Modestrukturen ein Herrschaftssystem nach absolutistischem Vorbild errichten zu können. Die Menschen machen gemeinsam, ob in Feindschaft oder Kooperation, die Zeiten. Das individuelle Bewusstsein wird vom einzelnen Sein bestimmt, dies ist eine ganz andere Geschichte.
Die mörderische Freiheit von den Zeiten gemacht zu werden, haben wir nicht, als Ausrede und Legitimation für Verbrechen, Gewalt und Unterdrückung taugt dieser Selbstbetrug auch nicht. In Zeiten einer von uns gemachten Globalisierung zum Zwecke der wirtschaftlichen Verwertung von allem und jedem weltweit und immer, ist eine Art Krieg der Geschichte und Menschen zugunsten eines ewigen, immer brutaler werdenden Bürgerkrieges abschafft. Die Verteilungsmechanik von unten nach oben wird uns, eher heute als morgen, in eine Welt führen, die wir meinen machen zu müssen. Auf welcher Seite MAN sich dann wiederfindet, wird mit Bildung und Bewusstsein zusammenhängen und sonst wird UNS nichts gemacht haben.
Das populärreligiöse Geschmiere in den gedruckten Restmedien, bestimmt augenscheinlich weder Bewusstsein noch Zeiten, na dann hoffen WIR auf die digitale Erleuchtung und beten das Technomantra: "Wer das Atomkraftwerk nicht ehrt, ist das Smartphone nicht wert". Auf das WIR in spannenden Zeiten leben mögen.
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euer Tacheles Team