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Mittwoch, 21. März 2012

Nicht existierende Linksextreme verhindern Nichtkultur von BMW`s Gnaden

(Bild: Halbtransparenter Blechcontainer im 60er Retrodesign als schlechtes "Coop Himmelb(l)au" Plagiat getarnt, gesponsert von der Autofirma der Familie Quandt.)

EUER LAND WURDE VERSCHACHERT (Die Geschichte der Tacheles Privatisierung)


Nicht existierende Linksextreme verhindern Nichtkultur von BMWs Gnaden
Das Guggenheim Projekt, eine Denkfabrik von BMW bezahlt und nach 2 Monaten ist es erledigt, geplant im schönen Kreuzberg ist vorerst gescheitert. Nach Medienberichten sind linksextreme Kreise daran schuld, sie hätten dem Guggenheim Lab gedroht, darum zog BMW/Guggenheim ihr Blechcontainer-Event zunächst zurück. Die Berliner Politiker und Medienleute überschlagen sich mit Schuldzuweisungen an die "linke Szene" und ihre Gewaltbereitschaft.

Obwohl der Pressesprecher des Landeskriminalamts Berlin Stefan Redlich dementiert dass zu Gewalt aufgerufen worden sei. Es habe lediglich eine "Gefährdungsbewertung" gegeben, bei der das LKA festgestellt habe, "dass es diverse Websites gibt, wo man sich teilweise mit recht scharfen Worten dagegen wendet". Angriffe gegen Personen seien nicht zu befürchten. Das LKA hält es aber für wahrscheinlich, dass es zu Sachbeschädigungen und Störungen kommt. Lutz Henke, der als Programmmanager für das BMW Guggenheim Lab tätig ist, legte Wert auf die Feststellung, dass die Diskussion um das Projekt zwar aufgeheizt gewesen sei, "ich aber persönlich nicht bedroht oder gar tätlich angegriffen wurde." (Zitat: Spiegel Online)

Auch Kritikdesign hat keine Kosten und Mühen gescheut, um einen linksextremen Aufruf zu finden, alles was uns in die Tastatur fiel, ist folgender Text: .../"Das sogenannte 'Lab' ist eine miese Image-Veranstaltung des konservativen BMW-Konzerns, bedeutet für den Kiez noch weiter steigende Mieten sowie die faktische Privatisierung des Grundstückes und wurde natürlich ohne jede Beteiligung der AnwohnerInnen geplant. Wir lehnen dieses Projekt ab und fordern BMW und Guggenheim auf, darauf zu verzichten". Mit diesem Linksradikalismus wird Berlin nicht mehr lange Fremdenverkehrswerbung machen können, aber Spaß beiseite, das sind nur nette bürgerliche Argumente, die letztlich festhalten, dass man keine Stadt gegen ihre Bewohner entwickeln kann. Das "AnwohnerInnen" Nomen könnte auch von den Grünen kommen, die machen auch noch auf -Innen und sind bekanntlich alles, nur nicht links.

Es fragt sich also, warum hier ein Kulturkampf ausgerufen wird, warum eine "linksextreme Gefahr" konstruiert wird, wo keine ist, und warum die große Koalition und die meisten Medien da mitspielen? Muss jetzt ein Kulturkonflikt inszeniert werden, um in der Billighauptstadt die Spreu vom Weizen zu trennen, also die gesellschaftlich/politisch relevanten Kultur-, Sozial-, Bildungs- und Kunsteinrichtungen von den verwertungsfreundlichen Dekorations-, Kultur- und Unterhaltungsindustrieprodukten zu separieren?

Die linksextreme Gefahr in Kreuzberg ist ein kleinbürgerliches Phantasma, in diesem Kiez wohnen Bildjournalisten Tür an Tür mit Grünwählern, türkischen Mitbürgern und aufstrebenden Architekten. Kreuzberg ist schon mehrmals durchgentrifiziert worden, der Stadtteil hat es immer überstanden, die Mieten werden auch wieder fallen, wenn die nächste Berliner Immobilienblase platzt.

Die unsägliche Koalition aus schwarzen und roten Besitzstandswahrern hat nichts, aber auch gar nichts, vorzuweisen, darum nun der Missbrauch der historischen Leiche Linksextremismus. Viele Medien scheinen ebenso von Angst und Furcht vor einer neofreiheitlichen Modernisierung getrieben, die letztlich weit in die Geschichte zurückführt, also einer Panik vor quasifeudalen Verhältnissen in denen die Pressefreiheit einfach nicht mehr bezahlt wird und sie damit zu existieren aufhört.

Gerade die wüsten Ausfälle des Bürgermeisters und der Presse (siehe auch die rechtsextreme Epistel aus Die Welt am Ende dieses Textes) legen die Vermutung nahe, dass genau oben beschriebene Ängste der Hintergrund für die grundlose Aufregung sind. Lasst das BMW Guggenheim Lab. doch hinter dem Tacheles zwei Monate rumdenken, niemand würde es auf diesem heruntergekommenen Platz im Problembezirk Mitte stören. Die Event-Kommunikationsforschungsunart "...Lab" wird sich selbst ad absurdum führen, ist es doch ein sehr altes Konzept aus den Anfängen der Eventkultur, das mehr der Beschäftigung von Kulturmanagern und Werbeabteilungen von Konzernen dient, als der jeweiligen Sache.

Die Kreuzberger Bürger haben zu Recht ein windiges und billiges Projekt verhindert, das ohne ihre Beteiligung einfach durchgezogen werden sollte. Weder rechts noch links sondern in der Sache ist die schleichende Privatisierung von Stadtraum ein weiteres Mal thematisiert worden. Es geht auch in dieser Frage nicht darum, Nischen zu verteidigen und Modernisierung zu verhindern. Es geht darum, ob eine Stadt für Menschen und Spekulanten Lebensraum oder Beute ist.

Diese Frage wird auch ein langlebiges nicht unabhängiges Eventlabor nicht lösen können, dazu braucht es Fachleute aus der Stadtsoziologie, konzernunabhängige Städteplaner und engagierte Stadtbewohner. Das Guggenheim hat seinen Werbepart gut gespielt, alle Achtung - Respekt. Die Punkte gehen aber doch an die Bürger und Bürgerinnen aus Kreuzberg, die sich von sophistischer Erneuerungsterminologie nicht haben beeindrucken lassen. Und zwei Monate BMW Guggenheim Lab sind noch kein Museum, ein Gittercontainer auf Stelzen ist auch kein großes Wirtschaftsevent. Der Regierende sollte vielleicht nach München fahren und fragen, ob BMW nicht ein wenig Geld für die Bühnen- und Kunsteinrichtungen der Stadt locker machen könnte, ohne großen Werbeauftritt. Denn BMW bekleckert momentan Guggenheim bzw. vice versa.


PS: Hier noch ein Zitat der Die Welt vom 21.03.2012 "..../Zu glauben, die Sturmabteilungen der vermeintlich Entrechteten seien „Chaoten“, greift zu kurz. Diese Aktivisten sind die Speerspitze jener Untätigen und Verwöhnten, die in Berlin weiterhin ungestört und oft genug sozialstaatlich subventioniert ihre kleinkarierten Kreise ziehen. Das wirtschaftliche Interesse der Investoren an der Boom-Stadt Berlin wird die Besitzstandsbewahrer des Prekären hinwegfegen – doch bis das so weit ist, darf dieser Art von antimodernem Ressentiment nicht der kleinste symbolische Sieg spendiert werden."

Ihr verwöhnten untätigen Berliner - alles klar? Die Besitzstandsbewahrer des Prekären werden den einen oder anderen Boom vielleicht doch beenden. Wenn sie nicht mehr sozialstaatlich subventioniert ihre kleinkarierten 19% Mehrwertsteuer zur Banken-, Anleger- und Konzernerettung abführen können. Dies wird das wirtschaftliche Interesse der Investoren zeigen, als das was es ist, eine Art von antimodernem Ressentiment, das im frühen 21. Jahrhundert versucht eine alte/gestrige Klassengesellschaft wieder einzuführen, die sich aber dann doch nicht rechnet. Es lebe die Modernisierung, es lebe die echte Ansiedelung von echten Unternehmen und Institutionen und nicht die kurz gedachte Bosheit von Existenzängsten getriebenen Investoren, Politikern und Kommentatoren.

Dass die Verhinderer von Zukunft den nächsten Generationen das Verhindern der Zukunft vorwerfen, ist ein alter Hut, den man nicht mehr tragen sollte. Der Schreiberling der Weltpostillie scheint ja ein netter, friedlicher Mitmensch zu sein, der eigentlich nur ein paar Prekarianer hinwegfegen will, in Deutschland nichts wirklich Neues, aber der kleine Erfolg des demokratischen Engagements von Stadtbewohnern und Steuerzahlern wird damit dann doch zum großen symbolischen Sieg von Linksextremen, die es so gar nicht gibt.


PPS: Die zweitbeste Idee für den altbackenen Gittercontainer auf Stelzen. ".../Auch Lichtenberg würde das Projekt gern in seinem Bezirk haben. Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) bietet das alte Wasserwerk an, ein fünf Hektar großes ungenutztes Industrieareal an der Landsberger Allee. „Gegen diese Herausforderung wäre die bisher vorgesehene Wiese in der Cuvrystraße eher ,niedlich’ zu nennen“, sagt Geisel."(Zitat:Berliner Zeitung) ****************************************************************************** momentanes Brauchtum im Tacheles: ____>>>> TACHELES BIENNALE 2012 ******************************************************************************

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