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Samstag, 1. Juni 2013
Berliner Betrug - betrogene Berliner
(Bild: Aus reinem Versehen in der Bevölkerungsstatistik eingerechnete Neuberliner)
Es gibt also nur 3 292 365 Berliner, Hunderttausende weniger als bisher angenommen und leidenschaftlich in den Medien und anderen finsteren Kanälen der "Informationsgesellschaft" verbreitet. Die Investitionsbank Berlin verrechnete sich in ihrer Analyse vom April 2011 um über 5 %, für eine Bank, die im Investorensumpf Berlins eine maßgebliche Rolle spielt, ein grenzlegaler Rechenfehler.
Die Stadt betrügt ihre Bürger mit vorsätzlich gestreuter Wachstumspropaganda bei gleichzeitigem lamentieren über "ach so knappen Wohnraum", obwohl immer mehr einfallslose "zu vermieten" Transparente das Stadtbild endgültig ruinieren. Berlin schrumpft seit dem Mauerfall, und das sogar mehr als dies die Menschen zwischen den zu vermietenden Flächen ohnehin schon mitkriegen. Die Jungen kommen nicht (rund 25% weniger 3-15 Jährige) ihre Eltern, inkl. dem Babyalter entwachsen Nachwuchs hauen ab. Oma und Opa bleiben (um 67,8% mehr 65-75 Jährige) und fürchten die Obdachlosigkeit. Der Wohnraum ist ja nicht bezahlbar, die Investorenbanden bestehen auf Rendite, speziell im Absahnen von Grundbedürfnissen sehen diese Machtmaschinen Zuwachspotentiale. Eingepeitscht wurde dieser Raubzug mit falschen Bevölkerungszahlen und dem unhaltbaren Phantasma, dass Berlin "so attraktiv, jung, kreativ und cool" sei. Diese virtual Hippness wurde genau den Gruppen und Bewegungen der Bevölkerung geklaut, die man in den vergangenen Jahren, teils dummdreist-brutal, aus der Stadt gedrängt hat.
Von Raub kann gesprochen werden, da hinter dem Berlin Betrug kaltes Kalkül steckte und bis heute steckt. Verknappung treibt Preis, eine Binsenweisheit aus der weiten, fiesen Welt des Handels. Dieser Logik folgend war klar, dass die Hauptstadt fette Beute repräsentiert, egal ob mit echten oder imaginierten Bewohnern. Die Fleisch-und-Blut-Menschen werden aus der Stadt vertrieben - Leerstand bleibt zurück und wie wir alle nunmehr eindrucksvoll erleben, zahlen die Vertriebenen über ihre Steuern obendrein die Rechnung. Für das organisierte Geschäftemachertum ein Feldzug mit doppelter bis dreifacher Beute. Der erste Gewinn ist die Landnahme, Gemeineigentum wird privatisiert und "entwickelt", billige Mieten werden zu Geschichte. Durch Insolvenzen und geschickte Firmenverflechtungen lässt sich bei der Landnahme auch noch ein schönes Zubrot über Steuersparnis und Abschreibungen verdienen. Zweites Diebsgut ist die Miete an und für sich, solange bis die Mieter ausgelutscht, vereinzelt und bankrott die Flucht ergreifen. Letzter und fettester Happen aber ist die staatliche Haftung für dieses private Pyramidenspiel in Form der weltweiten Bankenrettungen, die den ganzen Irrsinn weiter befeuern und damit immer neue "Landnahmen" ermöglichen.
Komplizen im grausamen Spiel - allen voran die Vertreter der offiziellen Stadtpolitik - haben der Stadtbevölkerung die Lüge des Zuzuges und Hipp-Seins noch vorgebetet, da waren manche Bezirke schon so leer, dass halbe Straßenzüge endzeitfilmreife Geisterstädte mit Verkaufschild ergaben. Es gibt keinen knappen Wohnraum, es gibt Leerstand im Überfluss, was es aber nicht gibt, sind Eigentümer mit Hirn statt Gier und eine Politik, die im Stande ist bezahlbaren Wohnraum zu organisieren. Die Leerstandsabgabe würde dies Problem zumindest angehen. Der Betrug mit Boomtown ist jetzt amtlich, das war einmal - vor über zwanzig Jahren. Damals in keiner Weise ein Verdienst von Geschäftemachern und ihren Putzerfischen aus der Politik, sondern eine grandiose Leistung der Berliner. Die Pachulken der Geschäftsimperien haben das bewusst verspielt, die Rechnung geht vorerst aber nicht auf. Die Hauptstadt wird zu Schrumpelcity und die Reputation Berlins verfällt so schnell, dass sich aus Coolstadt ein Puupstown zu entwickeln scheint, was für ein lustiger neuer Markenkern.
Die neuen Zahlen und damit verbundenen Konsequenzen sind ein guter Anlass, den Rücktritt des Senates und des Regierenden zu fordern. Im Übrigen sollten alle, wirklich alle PPP (PublicPrivatePartnership) Unternehmungen, Privatisierungen und Investorenprojekte einer öffentlichen Überprüfung unterzogen werden. Mieten zahlen hat sich bei den Bevölkerungszahlen und Leerständen ja dann wohl von selbst erledigt, vielleicht kommen dann wieder mehr echte, lebendige Menschen in die Stadt.
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