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Montag, 21. November 2016
Krieg ist nicht der Vater aller Dinge, aber er ist die Mutter aller kleinen Männer
(Bild: Ein typischer Kleinkopfträger des beginnenden 21 Jahrhunderts.)
Ein Beitrag der Serie: Kritikdesign-Dark
Wir leben in erzreaktionären Zeiten, nirgendwo wird dies mehr deutlich, als in den Debatten um Krieg und Frieden. Krieg und Gewalt beginnt, mit weit unterschätzten, harmlos anmutenden Verhaltensweisen, meist schon im Kleinkindstadium des angeblichen Mensch-Seins. Folgendes Szenario: Ein Strand, beständiger Wellenschlag, das Kindlein baut eine Sandburg, das Meer ebnet die Sandarchitektur wieder ein. Das neue Menschlein versucht immer, und immer wieder, die Sandburg neu aufzubauen, die See schlägt beständig und unkontrollierbar zurück, bis zu einem Punkt an dem der kleine Mensch gelernt hat, sich dem unvermeidlichen Treiben der Natur zu beugen und andere Lösungsansätze zu erproben, oder aber, in einen Wutanfall ausbricht, der verbunden mit Tränen des Zorns und Geschrei, die Ruine der Sandburg zerschlägt. An dieser banalen Strandidylle zeigt sich schon sehr früh der Hang zu selbstvernichtendem Narziss-Kämpfertum oder neugieriger, analysierender Lernfähigkeit.
Das wäre, an und für sich nicht so schlimm, wenn Lernen und Erziehung, im weiteren Verlauf der Entwicklung dieses Menschen, die Werte der Kultur und der solidarischen Toleranz des Miteinanders, und vielem anderen mehr, vermitteln. Wenn aber diese Lernprozesse in elektronische Räume ausgelagert sind und die Bezugspersonen des "Noch-Kleinen" selbst im Cyberspace der beliebigen Wahrheiten verloren sind, wird Wahrheit zur Lüge und ein kultivierter Friede schlägt über Nacht in den Krieg der Knöpfe um.
Zitat: Viktor Hermann, Salzburger Nachrichten vom 19.11.2016 .../"Wir lebten in einem "postfaktischen" Zeitalter, da komme es nicht mehr so sehr auf den Wahrheitsgehalt einer Behauptung an, sondern darauf, welche Gefühle das Publikum hege.
Das klingt wunderbar harmlos. Genauso, wie man seinerzeit die Massenentlassungen in maroden Industriebetrieben (meist wegen hanebüchenen Missmanagements) als "Freisetzungen" schöngeredet hat; der wirtschaftliche Stillstand hieß plötzlich "Nullwachstum" und Lohnkürzungen waren auf einmal "Anpassungen an die wirtschaftliche Lage". Klingt alles harmlos, tut aber weh. "Postfaktisch" erinnert als Wort ein wenig an "postmodern", jene Kunstrichtung, die die Moderne weiterentwickelt hat. Freilich entwickelt in der "postfaktischen" Zeit niemand die Fakten weiter, sondern man ignoriert sie, verdreht sie bis zur Unkenntlichkeit oder verkehrt sie gar ins glatte Gegenteil".../Zitat Ende.
Heutzutage feiert die Autosuggestion, die neurolinguistische Programmierung, die Lüge und der (Selbst)Betrug fröhlich und unmenschlich Wiederauferstehung. Nicht von ungefähr, stehen die großen institutionalisierten Religionen wieder als Steigbügelhalter in den Sattel der geistigen Umnachtung und Selbstaufgabe bereit. Die Politik der Gefühle war immer das Henkerbeil der politischen Organisationen. die sich Religionen schimpfen oder quasireligiöse Züge tragen. Der Glaube an den Führer oder auch an die Macht der Partei, ist eben nur "der Glaube", mit Wissen und konkretem Handeln hat das nichts zu tun. So sperren wir uns alle selbst, in uns selber aus, von Alledem was sich als Tatsächlichkeit im echten Meatspace und der wahrnehmbaren Wirklichkeit so zuträgt. Wahn, Leid bis hin zu nackter Gewalt sind die unmittelbaren Folgen.
Die Mama hat dem hoch verehrten Sohn dann doch, einmal zu selten, soziales Verhalten beigebracht. Die Männer waren immer alle Scheiße, ausgenommen der, viel zu oft alleine erzogene, Sohn - der die Isolierung der Mutter als Psychokrücke abfangen musste. Solch trivial-psychologische Vorgänge waren und sind nicht die Regel, auch soll an dieser Stelle die Mutterrolle nicht diffamiert werden, genauso gut ließe sich der alleinerziehende, vereinsamte Vater einsetzen. Es geht bei diesem Betrachtungsversuch alleine um die Mechanik der Zerschlagung und Durch-Kapitalisierung von dem, was wir bis vor kurzem noch als "Familie" begriffen haben.
Die Familie, speziell die Kernfamilie, ist immer schon problematisch, stellt sie doch auch die kleinste Zelle des organisierten Verbrechens und der Psychosenzüchtung dar. Aber wir sind "soziale Tiere", wir brauchen die Anderen wie die Luft zum Atmen, der Familienbegriff unserer reaktionären Zeit, stellt in diesem Kontext eben nur mehr die Abgrenzung zu diesen Anderen dar. Insofern hat die Mama und der Papa großen Anteil daran, wenn der kleine Mann - ein kleiner Mann bleibt, aus seinen Fehleinschätzungen des Tatsächlichen nicht herausfindet und zur Gewalt greift.
Die Restschulbetriebe, die der letzten Schlacht des neoliberalen Putsches geschuldet sind, sind nicht in der Lage die kleinen Männer und Frauen aus der Beliebigkeitsstampede des digital gestützten Informationsschaumes herauszuholen oder ihnen zumindest Navigationshilfen zur Verfügung zu stellen.
Die ewigen Kinder der Märkte bleiben in einer Welt der selbstreferentierenden Phantasmen alleine zurück und kompensieren diese Einsamkeit, in lauten aber sinnentleerten Echoräumen mit allerlei Macht- und Kontrollversuchen, die allesamt immer nur scheitern können, was wiederum ein noch lauteres, brutaleres Vorgehen opportun erscheinen lässt, das ohne das Ziel der Gottgleichheit tatsächlich zu erreichen, diesen Teufelskreis weiter beschleunigt. Diese unlösbare Konstellation gebiert Hasspostings ebenso wie Mord oder Brandstiftung, der imaginierte Bürgerkrieg wird zu einem ewigen, echten Krieg und die Faszination von Waffenystemen bestätigt medial-scheinbar die unhaltbare These, dass Gewalt doch ein Lösungsansatz wäre.
Die zeitgenössischen "kleinen Männer" sind nicht kleingewachsen, sie sind auch nicht nur Männer, auch Frauen leiden unter diesem geistigen, psychischen von Konsummechanismen und Infohysterie hervorgebrachten Kleinwuchs in ihren Schädelhöhlen, in denen sich, in der Regel, ein durchaus brauchbares Gehirn befinden würde. Der Rückzug dieses pervertierten Individuums auf so unhaltbare Positionen wie Nation, völkischer Unfug, Religion oder Retro-Faschismen ist nur logisch und konsequent, nur in diesen Traumwelten kann der kleine Mann oder auch die kleine Frau ganz groß sein, aus Menschen werden Unmenschen, die sich zu allererst selbst in die Pfanne hauen.
Schrecklich dabei sind die echten, tatsächlichen Opferzahlen. Die manipulierten Unmenschen der Emotionsmärkte, gehen nur zu gerne los, wenn ihre Uralt-Ideen-Parteien wieder einmal die unzufriedenen Selbstmitleider zur Wahl des größten Übels bewegt haben, und brennen Asylantenunterkünfte nieder oder marodieren, indentitären Hollywood-Zombies gleich, in den Straßen der Städte herum.
Es wäre an der Zeit erwachsen zu werden, kooperative frohe Ansätze zu vermitteln, und den Dauer-Krieg in den Köpfen als solchen zu benennen und anzuerkennen, den Versuch zu wagen, diesen Krieg im Kopf der kleinen Männer konstruktiv in sein Gegenteil zu verkehren und darauf hinzuweisen, dass große Aufgaben vor uns allen liegen. Klimawandel und die Anpassung an die neuen Wetterverhältnisse, Bildungsoffensiven, eine geeinte kooperative Welt und die gute alte Neugierde, um nur einige Beispiele hier anzuführen, sind bei weitem genug Herausforderungen, die den Krieg obsolet machen und trotzdem die Möglichkeit zu großen Taten bieten. Wissen statt Waffen und Alles wird gut.
***************************************************************************** Wenn Angst und Bösartigkeit zur Vernunft wird, ist Widerstand Pflicht.
Rinks und Lechts - ist nicht die Frage.
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