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Sonntag, 3. April 2016
Informationsdienst des Tacheles2016: Raumschiff im Anflug, ein abgelebter Stadtteil hofft auf Überleben.
(Bild: Ein paar Tore, ein paar Kanonen und ein paar Treibwerke* - fertig ist das hermetisch abschließbare Raumschiff.) - [*Treibwerke sind Konsumtempel die Mensch, Produktion und Wirtschaft durch noch unbekannte Krisenräume treiben...]
.../Das einstige Kunsthaus Tacheles soll nach der Sanierung wieder als Kultur- und Kunststandort entwickelt werden. Dass sich dort wieder wie vor der Räumung 2012 Nutzer der alternativen Kunstszene ansiedeln, schloss Baustadtrat Spallek am Montag aus. "Da müssen wir uns nichts vormachen, das wäre jetzt auch nicht mehr authentisch", sagte der Bezirkspolitker der Berliner Morgenpost.
Richtig, niemand sollte sich etwas vormachen, das "neue" Quartier Ecke Friedrichstrasse/Oranienburgerstrasse sollte das Wort und den Begriff Tacheles unter keinen Umständen nutzen, dies wäre jetzt auch nicht mehr authentisch. Es wäre ein Betrug, ein Betrug an den Käufern der Eigentumswohnungen, an den Geschäftsleuten die hohe Mieten zu bezahlen haben werden, obwohl die Tacheles-Marke nicht als Publikumsmagnet wirken wird und ein Betrug an Berlin insgesamt, dass das Tacheles und seine kunst nie wirklich mochte.
Aus der pwr-Darstellung 03_2016:.../das ehemalige Kunsthaus Tacheles durch eine kulturelle Nutzung als zentralen Bestandteil der Quartiersentwicklung und bedeutenden Anziehungspunkt zu etablieren.
Wenn man eine Atomrakete auf eine grüne Wiese montiert, stellt dies auch eine kulturelle Nutzung der grünen Wiese dar. Tacheles als Vermarktungsschwindel wird nicht gehen. Die Projektentwickler wären gut beraten, wenn sie sich, und der Öffentlichkeit, diese Peinlichkeit ersparen würden. Eigentumswohnungen und gewöhnliche Büro- und Shoppingbebauungen sind in dieser Zeit tatsächlich neofeudaler Klartext gesprochen, werden aber dadurch weder zukunftsfähig, noch sonst irgendwie besser.
Keiner hat gefragt, geantwortet wurde trotzdem...es solle nicht so "wirken"-wenn es so nicht wirken soll, wie wirkt es denn tatsächlich, oder was ließe sich verwirken? In seinen Vorstellungen soll das Projekt "auf keinen Fall wie eine 'created community' wirken, die für sich als gelandetes Raumschiff steht, was dann abends ab 20.00 Uhr abgeschlossen wird - mit verrammelten Toren".
Mit jederzeit nachrüstbaren Toranlagen, es bräuchte nur vier Stück an der Zahl, ist die zukünftige Bebauung ein perfektes Beispiel für Konzept der Gated Community. Dass eine Ansammlung von weißen Bauklötzchen als Präsentationspop den Anwohnern vorgeworfen wird, zeigt nicht nur die umfassende Machtlosigkeit der politisch Verantwortlichen, sondern auch den Grad an kreativer Kraft bei Projektentwicklern und Architekten.
(Bild: Nichtraum für die Kunst ... April 2016-Friedrichstrasse 120 - Sanierungsarbeiten noch in diesem Jahr?)
Zukunftsfähig scheinen die Pläne der Investoren und des Bezirks Mitte nicht zu sein, der Fertigstellungstermin in 2020 ist im Reich der Wunschträume angesiedelt. Die Projektentwickler gesteht dies auch offen ein:.../einer „Tiefenenttrümmerung“. Dabei können auch Granaten und Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zum Vorschein kommen, die unschädlich zu machen sind. Da man nie so genau weiß, was bei dieser Wühlarbeit zutage tritt, ist hierfür ein Zeitraum von bis zu acht Monaten eingeplant, verrät Klatt. Möglicherweise stoßen die Bagger, ähnlich wie auf anderen Baustellen im Herzen Berlins, auf archäologische Funde oder Materialien aus früheren Besiedlungszeiten.
Den Anwohnern und Berlinern ist zu wünschen, dass archäologische Funde oder Materialien aus früheren Besiedlungszeiten den Stadtteil wieder aufwerten. Nach Mauer und neoliberalem Ausverkauf bräuchte dieser Stadtteil keine neue Verwüstungen, sondern echte Bewohner in bezahlbaren Wohnungen mit wenig Shoppingwahn aber viel Authenzität. Da man aber die unmittelbare Vergangenheit nicht will, zeigt sie doch die eigenen Fehler, Versäumnisse und Schwachheiten, braucht man archäologische Funde und frühere Besiedlungszeiten vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis um die Hoffnung auf Überleben in diesem fast abgelebten Stadtteil Berlins aufrecht zu erhalten.
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