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Freitag, 17. Juni 2011

Kunsthalle zu Berlin Episode III - Based in Berlin "BiB"

Keiner will den Ständestaat, aber jeder will Mittelstand* oder Geldadel sein.
(eine Beschimpfung und eine Kunstkritik....)

Unlängst las ich in einem Büchlein eines selten schlichten Investmentbankergemütes über die Dummheit des Mittelstandes und die Überlegenheit des Bänker-Intellektes. Abgesehen davon, dass der Schreiberling die Gleichheit der Menschen in ihren Rechten mit Gleichmacherei verwechselt und Sportwagen nach wie vor für eine sinnvolle Erfindung hält, glänzt das Buch mit Binsenweisheiten zur Haushaltskasse von Mutti und Vati und einer interessanten Mittelstandsbeschimpfung, auf die ich hier näher eingehen möchte bzw. die an dieser Stelle noch weiter ausgebaut werden sollte.

Die These: Der Mittelstand ist überhaupt an allem Schuld, und bei genauer Betrachtung kommt man zu dem Ergebnis, dass es ihn nur aus einem Grund gibt - der da wäre: "Wenn man die Kleinbürger einfach tun ließe - käme, wie die Geschichte zeigt, immer nur Grauenhaftes zu Tage".
Also muss jegliche Herrschaft, egal ob Imperator, Zentralkomitee oder Parlament dafür sorgen, dass der niedrige Adel, Bürger oder eben nunmehr Kleinbürger befriedet ist, sonst herrscht Unfrieden und das stört die Herrschaft ganz konkret fiskalisch und machtpolitisch. Das ist gleichwohl keine neue Erkenntnis, aber wenigstens eine pointierte Einführung in die weiteren Argumentationsketten.

Am besten man stopft diese gefährliche Menschengruppe, die sich nicht als Unterschichten-Restmenschheit begreift und zu Tode säuft o.Ä., in ein Hamsterrad. Am besten so, dass sie dies gar nicht bemerken, mittels Eigentum ist dies leicht möglich. Ist es nicht der typische Mittelständler, der mit überteuertem, unfunktionalem SUV aufgerüstet, geleast versteht sich, vor einem kreditfinanzierten Eigenheim parkt? Leasingvertrag und Schuldenlast ketten diese Personen über Jahrzehnte an ihre kleinen Betriebe und Unternehmungen und wehe dem, der in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, die Gläubigerbanken werden diesen Versager schlimmer und brutaler neutralisieren als einschlägig bekannte kriminelle Vereinigungen. Der Auftragskiller kann eingespart werden, denn der überschuldete Mittelständler bestraft sich meist selbst durch Freitod, Drogen oder Ähnliches. Alles legal, vor allem profitabel und gesellschaftspolitisch genial, die Dumpfbacken strampeln und strampeln, weil sie auch nach oben in die Höhen des Finanzadels gelangen wollen, dabei finanzieren sie diesen Adel durch ihre kreditbefeuerte Lebensweise bzw. Anlagementalität erst aus.

Nur hinauf kommt so niemand, erstens ist ein Lebenszyklus dazu zu kurz und zweitens funktioniert echte Geschäftemacherei nicht über Leasingverträge, Kreditaufnahme und Eigentum zum Eigengebrauch. Der Mittelstand will das aber nicht merken, es tut gut, in Illusionen und Konsumfaschimus gefangen zu sein, und die sich abzeichnenden Katastrophen auf die Schwächeren, also die, die nichts haben, zu schieben. Na klar, der Obdachlose ist schuld daran, dass es Finanzprobleme gibt, in keinem Fall ein privater Bankensektor der hunderte Milliarden an Steuermitteln verbrennt, weil das Management aus letztlich mittelständischem Egoismus (die meisten Investment-Banker sind die halbgebildeten Sprösslinge ihrer mittelsständischen Eltern, die nur wollten, dass das Kind weiter aufstiege wie sie selbst) heraus auch mal viel verdienen wollte, und so weiter und sofort...

Und damit sind wir auch gleich bei der momentanen "Leistungsschau der aufkommenden Künstler aus Berlin" - Based in Berlin - na Kunst ist Wahrnehmung und Reflektion, hat als solche die Aufgabe Gesellschaft ästhetisch, inhaltlich und durchaus auch kritisch zu begleiten und zu hinterfragen. Sie also damit ein Stück weit zu gestalten. Bei Based in Berlin ist davon nichts zu merken, ist ja auch kein Wunder, vor lauter Kuratoren sieht man die Künstler und ihre Werke gar nicht.
Ein Kultursenator hat versagt, und die Kuratoren sollten es richten, beide Parteien dieses Dramas haben keinen Schimmer von gar nichts, also wird die Kunst aus der Stadt getrieben. Damit ist zu der BiB auch schon alles gesagt. Treibt die Kuratoren aus der Stadt - sie haben die Kunst zur Abrissbirne pervertiert und wählt alles, nur nicht den Kultursenator der gleichzeitig Bürgermeister sein will - wie oben erwähnt alles nur Mittelschichtler; die man nicht für voll nehmen kann und darf oder "BIB BIB BIB wir haben uns nicht mehr lieb.....!?"

Im übrigen gilt nach wie vor: "Eat the Rich"

* Witzig und bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass es bei Befragung von Mittelständlern ihnen wichtig ist, "Mittelstand" und nicht "Mittelschicht" zu sein. Als Mittelschichtler bezeichnen sich im deutschen Sprachraum eher Personen, die zur "Unterschicht" zählend ein wenig "höher" stehen wollen.

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